Bad Nauheim. Seit Ende Mai ist Bad Nauheim um eine spannende Baustelle reicher, und zwar wird ein besonderes Stück Gasleitung erneuert.
Vom Ernst-Ludwig-Ring gegenüber der Bonifatius-Kirche geht die Baustelle entlang der Zanderstraße bis zum Eingang des Südparks, unter der Usa durch und dann durch den Südpark bis zur Blücherstraße. Zum Einsatz kommt das Spülbohrverfahren, das – wie der Name schon sagt – vorwärts bohrt, indem es unterirdisch spült. Sozusagen minimalinvasiv also. Dieses Verfahren schont nicht nur die Oberflächen, sondern auch die Rohre, in dem es eine Schlammschicht schützend um das neue Rohr legt, die nach und nach aushärtet. Nichtsdestotrotz wird Rohrmaterial verwendet, das besonders beständig ist zum Beispiel gegen den Druck kleiner Steinchen, einer steten Gefahr im Rohrleitungsbau.
In offener Bauweise muss nur gearbeitet werden, um den Anschluss an die bestehende Leitung in der Blücherstraße zu vollziehen. An wichtigen Wegmarken auf der Strecke der Baustelle oder bei Richtungsänderungen gibt es sogenannte Kopflöcher mit 2 Meter Tiefe.
Die Stadtwerke stimmen diese Maßnahme wie alle Baustellen mit den zuständigen Stellen in der Stadtverwaltung ab. In diesem Fall sind das mindestens das Tiefbauamt, das Ordnungsamt, das Grünamt und der technische Bauhof, denn auch auf eine Teichwasserleitung, einen Badewasserkanal und einen Mischwasserkanal muss im Südpark bei der Spülbohrung Rücksicht genommen werden. Für bestimmte Schweißarbeiten im Zuge der Arbeiten wird dienstleistend die Firma SPIE hinzugezogen.
Die Mitteldruckleitung des Bad Nauheimer Gasnetzes ist in diesem Abschnitt aus dem Jahr 1948 und sanierungsbedürftig, sie geht nun „in Reha“, wie es das Rehabilitationskonzept der Stadtwerke für das Netz vorsieht.
Die Stadtwerke werden hierfür rund 220.000 Euro ausgeben müssen. Zunächst wird die neue Leitung komplett gelegt, dann erfolgen die Druckproben für die einzelnen Spülbohrbereiche, dann wird die gesamte Strecke zusammen beprobt, und erst dann kann die Einbindung in das Netz erfolgen, also der Anschluss an die bestehenden Leitungen.
Eine wichtige Information für alle Gaskunden: Die Gasversorgung wird nicht abgestellt. Aus Sicherheitsgründen wird der Druck etwas reduziert, um das Risiko für die Fachkräfte zu minimieren, das ist für den Nutzer aber im Sommer nicht merklich.
Der geneigte Leser mag sich fragen, ob denn Investitionen in das Gasnetz noch angebracht sind angesichts der Diskussionen um die Wärmewende, die Dekarbonisierung und das Gebäude-Energie-Gesetz. Hier lautet die Antwort, dass sprichwörtlich gut Ding Weile haben will. Diese Entwicklungen im Sinne des Klimaschutzes sind in Gang, brauchen aber noch Zeit. So ist beispielsweise die Kommunale Wärmeplanung der Stadt Bad Nauheim angestoßen, aber noch nicht fertig. Und wenn sie fertig ist, liegt noch keine Detailplanung vor und schon gar keine Umsetzung. Bis dahin möchte aber kein Bad Nauheimer und erst recht keine Bad Nauheimerin frieren. Und das Gasnetz, das in unserer Stadt einen Großteil der Menschen versorgt, muss immer sicher betrieben werden. Was wiederum auch Ersatzinvestitionen wie die oben Beschriebene erfordert. Hier geben sich Versorgungssicherheit und Klimaschutz die Hand.
